IT Sicherheit im Kids-Handy - ALLES EASY! Oder?
von Ralph Belfiore
Irgendwann erwischt es jeden!
Nicht genug, dass Hausaufgaben, differierende Modegeschmäcker oder Familienregeln den Alltag von Kind und Eltern genug stressen.
Der Druck auf uns Eltern wird von Tag zu Tag immer größer und dann kommt der Zeitpunkt, da gibt es kein Entkommen! Ein Smartphone für das Kind muss her! Schließlich „haben ja alle schon eins“! Im Konflikt stehen mobile Erreichbarkeit, zusätzliche Kosten und aus meiner Sicht ein sehr wichtiger Punkt: Datensicherheit und Nutzung! Müssen wir jetzt alle IT Experten werden?
Von dem mal abgesehen, dass verschiedene Pädagogen und Experten von einem eigenen Handy vor dem 12. Lebensjahr abraten, haben ja „alle“ Grundschulfreunde bereits ein Handy. Wir müssen uns also dieser Herausforderung trotzdem stellen!
Erste Annäherung - eine Kompromiss-Lösung
Bisher war mein erstes iPad 2 - jetzt ca. 10 Jahre alt - ein erster Lösungsansatz, ein Gerät als Spiel- und Kinder-iPad dafür bereitzustellen und nicht unsere eigenen Smartphones / iPad aus den Händen zu geben. Fehlen ihnen doch die altersgerechten Einschränkungen.
Dann stellt sich als nächstes gleich die erste große Frage: Wie kann ich diese Geräte kinderfreundlich einstellen? Und spätestens dann fängt es an komplex und auch zeitintensiv zu werden!
Kinderfreundlich und altersgerecht Surfen - Wir sind gefordert!
Nach einigen doch recht zeitintensiven Recherchen im Internet wurde ich fündig und konnte einen ersten Eindruck gewinnen, welche Möglichkeiten es Stand heute gibt, ein Smartphone mit hilfreichen altersgerechten Einstellungen abzusichern. Auf diesen Punkt komme ich später nochmal im Detail zurück.
An dieser Stelle höre ich oft die folgenden Aussagen „wozu dieser Aufwand?“, „beim Kumpel oder im Jugendzentrum surfen sie ja doch..“, „vertraue doch deinem Kind, der macht das schon richtig, die sind schlauer als du denkst...“
Soweit so gut!
Dazu möchte ich im folgenden Absatz einfach kurz ein Bild zeichnen und einladen darüber nachzudenken.
Ein Smartphone der heutigen Generation ist wie ein Formel-1 Bolide: komplex im Funktionsumfang (ein vielfaches mehr als die ersten Großrechner), passen in eine Hand und jeder kann es sich inzwischen anschaffen!
Anmerkung meinerseits : Nur weil wir seit Jahren Auto fahren, heißt das noch lange nicht, dass wir eben mit so einem F1-Auto rennen fahren, geschweige denn das Rennauto unfallfrei und ungeübt aus der Boxengasse bewegen könnten!
Oft höre ich dann ein: „es bringt nix das Smartphone zu verteufeln ... es ist nicht aufzuhalten ..“.
Richtig! Es geht darum heranwachsende Kinder anzuleiten und heranzuführen, wie dieses komplexe Medium sinnvoll eingesetzt und genutzt werden kann!
Im Jugendschutz haben wir die letzten Jahrzehnte sehr viel dafür getan unsere Kinder vor Drogen, Alkohol , sexuellem Missbrauch und brutalen Filmen bestmöglich zu schützen (FSK Freigabe).
Hier einige kleine aktuelle Beispiele aus persönlichem Anlass:
- diesen Sommer musste mein Sohn, wie schon ich damals vor 30 Jahren, in der 4. Klasse den Fahrradführerschein machen. Und das, obwohl er schon seit 4 Jahren mit dem Rad fährt. Erst jetzt erlaubt die Schule, dass er morgens mit dem Fahrrad kommen darf.
- beim Fußball Turnier haben wir Eltern beim Ausschank geholfen. Die Kinder hatten riesigen Spaß die bestellten Getränke nach vorne an den Tresen zu bringen. Es dauerte keine 10 Minuten und jemand vom Vorstand und hat auf den Jugendschutz „Kein Kontakt zu Alkohol ..“ hingewiesen.
So etwas wie einen „Handy-Führerschein“ für Kinder gibt aktuell aber noch nicht! Den F1-Boliden soll ein Kind jedoch „einfach so“ benutzen dürfen & können! „Vertraue deinem Kind! Der spielt nur in der App xxx!“. Wirklich?
Fluch oder Segen?
In vielen Gesprächen mit Eltern höre ich oft heraus, dass schon in den Elternhäusern selbst eine Überforderung zu erkennen ist, welche Einstellungen im eigenen Handy und zusätzlich im Kinderhandy helfen, ein Kind egal welchen Alters, mit Hilfestellung anzuleiten bzw. eine zielführende Medienkompetenz zu trainieren!
Dass der Glaube „mein Kind spielt doch nur mit der FIFA App“, keine Lösung sein kann, zeigt folgendes Beispiel:
Vor einigen Wochen kam mein jüngster Sohn (jetzt in der 3. Klasse) beim Sonntagsfrühstück in Plauderlaune. „Du Papa, letztens haben wir bei meinem Kumpel auf dem iPad lustige Bilder gesehen.. hihihi...“
„Ach ja, welche denn?“
„da waren nackte Frauen und eine davon hatte sogar einen… im Mund“!
„Echt, war das komisch für euch???“
„ne, aber das ist ja ekelig.. hihihi“
„Wie ist das passiert ?“
„Mein Kumpel hat seine Mama gefragt, ob er FIFA spielen darf...“
„Aha, und die Bilder kamen in der FIFA App???“
„NEIN, das hat er bei Google eingegeben..“
„Was hat er bei Google eingegeben?“
„Na Muschi von ... „Promi-Name“...“
„Wo habt ihr das her?“
„vom Schulhof in der Pause, von den Großen“
„ich dachte ihr habt FIFA gespielt?“
„Haben wir auch, aber dann hat mein Kumpel gegoogelt ; das macht der öfter so..“
Anmerkung : Wir kamen früher nicht so leicht und in diesem ungefilterten Umfang an solche Sachen ran!
Natürlich haben wir das Thema bei der Gelegenheit gleich aufgegriffen, darüber gesprochen und altersgerecht aufgeklärt. Der interessante Punkt an dieser Geschichte ist, dass die Mutter tatsächlich dachte, ihr Sohn spielt immer nur FIFA! ...geht es Ihnen genauso?..
Jetzt ist das nur EINES von vielen "harmloseren" Beispielen und gehört sicherlich irgendwie zur Vorpubertät dazu.
Nach gerade mal 10 Jahren Smartphone, ist inzwischen fast jedem bewusst geworden, dass es auch da einige zusätzliche Gefahrenquellen im Umgang mit dem Handy gibt. Und gerade für Kinder gibt es im Netz sicherlich kritischere Situationen! Um diese rechtzeitig zu erkennen, ist unsere Aufmerksamkeit gefordert, um zeitnah den Kindern angemessen helfen zu können.
Selbst Erwachsene erscheinen in vielen Föllen erst einmal hilflos.
Sicherer Einstieg ins digitale Leben
Spätestens mit Eintritt in die weiterführende Schule, verlieren die meisten Eltern ihr letztes Argument gegen das Handy. In der Regel sind die Kinder dann gerade einmal 10 Jahre alt und sollen sich dann intuitiv mit WhatsApp, YouTube und Facebook auskennen??? Digitale Erziehung will gelernt sein - es gibt vieles zu beachten und zu üben.
Jugendschutz-Seiten, Kinder-Suchmaschinen und Apps gibt es einige. Diese finden auch schon ihren Einsatz in der Computer AG in Schulen. Prepaid Karten für Kinder gibt es auch schon länger, mit unterschiedlichen Tarifen und Datenvolumen, in denen quasi das Taschengeld die Nutzung „reguliert“.
Für Eltern ist es gleichermaßen eine Herausforderung die passenden Einstellungen zu finden, geschweige denn richtig zu verstehen! Von einfach zu bedienen mal ganz abgesehen. Und tatsächlich einen Kids-Tarif auf Provider Ebene zu finden, der den Zugriff auf das mobile Surfen im Internet altersgerecht steuert, ist nicht leicht. Ich habe nur einen gefunden! Und zwar bei Vodafone. Da gibt es einen Red+ Kids Young Tarif mit SecureNet Option.
Dort gibt es Möglichkeiten um
- Downloads zu schützen, schädliche und unsichere Dateien werden blockiert und man erhält eine Info per SMS
- das Datenvolumen für das Kids-Handy zentral von der Eltern-App anzupassen, Kostenkontrolle und keine Abos
- Surfpausen zu definieren, einmalige oder regelmäßige Offline-Zeiten im Mobilfunknetz für Hausaufgaben, Sport oder einfach nur Freizeit.
- sichere und altersgerechte Inhalte im Internet anzuzeigen, die durch Hilfe offizieller Listen des Kinderschutzprogrammes „JusProg“ eingestuft werden
Und abrundend gibt es das sogar noch, um auch in öffentliche WIFI Umgebungen durch die Secure Net WIFI Einstellungen abgesichert zu surfen!
Option "Einschränkungen" im iPhone
In Kombination mit den altersgerechten Sicherheitseinstellungen, die es direkt auf dem iPhone gibt, bestehen zusätzliche Optionen auf der Ebene „Betriebssystem“ altersgerechte Einstellungen vorzunehmen. Nach dem Motto: „doppelt gemoppelt hält besser“.
Damit sollten die ersten individuellen Schutz- und Kontrollfunktionen eingerichtet sein, damit wohl dosiert, sicher und souverän ins digitale Leben hineingewachsen werden kann.
Vertrauen ist gut…
Dass Kinder im Netz einen besonderen Schutz brauchen, steht außer Frage. Wir sind auch für unsere eigene IT Sicherheit verantwortlich - denn wieviele Eltern arbeiten vom Home-Office aus…
Umso wichtiger ist es, unseren Nachwuchs in allen Phasen des digitalen Erwachsenwerdens an die Hand zu nehmen und sie für die Gefahren im Netz zu sensibilisieren. Wir müssen aufmerksam bleiben für das, was unsere Kinder im Netz machen.
Aus meiner Sicht ist der beste Schutz, eine vertrauensvolle Beziehung zu unseren Kindern. Interesse dafür, was sie im Netz erleben und ihnen das Gefühl geben, dass sie bei Problemen immer zu uns kommen können. Ein regelmäßiges Feedbackgespräch mit den Kindern gehört ebenfalls dazu, um rechtzeitig zu erkennen, wenn etwas anomales mit dem Handy passiert. Ganz ohne Aufsicht sollten unsere Kinder nie dabei sein. Nur dann können wir gut vorbereitet auf spezielle Bedürfnisse eingehen, die richtigen Schlüsse ziehen und eine passende Lösung finden.
Telefonierst du schon, oder sicherst du noch?
Wir Eltern müssen uns also mit den Sicherheitseinstellungen auf dem Smartphone und dem Thema „IT Sicherheit„ beschäftigen. Ob wir wollen, oder nicht!
Ich bin diesem Thema gegenüber berufsbedingt sehr affin, muss aber trotzdem feststellen, dass mich die korrekten Sicherheitseinstellungen eines KINDERhandys vor sportliche Herausforderungen stellen. Ich habe Stunden damit verbracht, mich einzulesen um diese Einstellungen zu testen & vorzunehmen. Dabei stellte sich mir immer wieder die Frage, wie das nicht-IT´ler schaffen sollen…? Vielleicht mache ich mal einen Vortrag bei einem Elternabend..
- Ralph Belfiore -